auch Lehrer machen Urlaub ...
Meine Freundin ist genauso wie meine Exfrau Lehrerin, also eine besondere Spezies. Lehrer haben eigentlich fast immer nur Ferien, genauso wie wir Normalos das als Jugendliche in der Schule auch hatten, es damals aber nicht zu schätzen wussten (genausowenig wie die Lehrer heute). Ausgerechnet dann aber, wenn man günstiger verreisen könnte, müssen auch Lehrer mal arbeiten. Und deshalb haben ihre Angehörigen darunter zu leiden in Form höherer Preise , voller Autobahnen und Gedränge an den Stränden.
Nach 2 Jahren getrennten Urlauben in Südamerika, der Mongolei, Uganda und Namibia hielten wir es dieses Jahr für nötig, auch gemeinsam mal wieder etwas zu erleben. Als Zeichen guten Willens löschte ich erst mal sämtliche Links auf diverse Fernreiseseiten in meiner Lesezeichenliste, verkaufte mein Motorrad und ließ mir eines von den blauen Bikeline-Heften zum Geburtstag schenken. Meine Freundin Ulrike wiederum wuchs über sich hinaus und war bereit, sich ohne Führung durch Wikinger- oder Studiosus-Reisen auf eine gänzlich selbst organisierte Fahrradtour einzulassen.
Je näher die Sommerferien rückten, je stressiger die letzten Tage in der Schule verliefen, desto größer wurde ihre Angst, auf was sie sich da eingelassen hatte. Gepäck selbst am Rad mitführen, das hieß ja, fast alles Lebensnotwendige daheim lassen zu müssen! Ok, sie durfte noch meine beiden vorderen Radtaschen mit ihren Habseligkeiten beladen, das war dann schon besser. Aber fast 800 km in 20 Tagen, ob sie das wohl schaffen würde? Klar tat sie das, mit Bravour. Von Lübeck entlang der Ostsee bis nach Stralsund, nach Hiddensee und einmal um Rügen herum, weiter nach Usedom bis Swinemünde, und von dort aus südlich entlang der Oder und zuletzt nach Berlin. Ein toller Sommerurlaub. Und wer kein Lehrer von Beruf ist, der kann die Strecke im Spätsommer noch wunderbar ohne die vielen Touris nachfahren. Lest selbst, was es zu entdecken gibt.


Montag, 11. Februar 2013

24.07.2012 Hiddensee

Nach opulentem Frühstück besuchten wir zuerst einmal das Gerhart-Hauptmann-Haus in Kloster. Der spätere Nobelpreisträger kam 1922 das erste Mal nach Hiddensee und verliebte sich augenblicklich in die Insel. 1924 wohnte er zusammen mit Thomas Mann in der Hotelpension Frau von Sydows, dem "Haus am Meer". Das schuf für die Familie Mann verdrießliche Momente, denn Hauptmann war der König auf Hiddensee, und Thomas Mann fand die Insel "zu klein für zwei so Große".  In seinem Roman "Zauberberg" karikierte er Hauptmann in der Gestalt des "Mynheer Peeperkorn", was ihm Hauptmann furchtbar übel nahm.
1929 kaufte Gerhart Hauptmann das Haus Seedorn und baute es seinen Wünschen gemäß um. Das riesige Arbeitszimmer mit einem kleineren Esszimmer in einem Anbau wurde mit einem Kreuzgang mit dem Haupthaus verbunden, während die Schlafräume im Obergeschoss recht bescheiden waren und die Wände dort mit Notizen Hauptmanns bekritzelt sind, z.B. "Schweigen ist die größte Kunst".
Eine sehr kompetente Dame nahm sich viel Zeit, uns das Leben Gerhart Hauptmanns näher zu bringen. Er liegt nur wenige Schritte entfernt auf dem Friedhof in Kloster begraben.
Nach diesem kulturellen Teil schnappten wir uns die Räder und fuhren in den Norden der Insel in den sogenannten Dornbusch. Auf dem Bakenberg steht das Leuchtfeuer Dornbusch, und von der Spitze des Leuchtturms hat man einen herrlichen Blick nicht nur auf Hiddensee, sondern weit hinein nach Rügen. Im Dornbuschwald machten wir in der Ausflugsgaststätte Zum Klausner Rast, bevor wir zum Baden an den Strand nach Vitte fuhren. Der Strand in Kloster selbst ist leider mit großen Steinen gegen die Flut geschützt und lädt kaum zum Baden ein. Den Sonnenuntergang erlebten wir dann wieder auf dem Balkon unseres Hotel Hitthim, einfach grandios. Auch das Essen war wieder perfekt. Allerdings wurden wir dann später - wie schon am Abend zuvor - durch laute Unterhaltung direkt unter unserem Balkon gestört. Waren es am Tag zuvor noch 2 Frauen gewesen, die abwechselnd mit Freunden "skypten", sich über Männergeschichten austauschten und laut über die eindeutigen Angebote eines Hotelangestellten (incl. Bestechung mit einer Flasche Sekt) debattierten, so hatte der Hotel-Manager an diesem Abend offenbar Geschäftsfreunde auf die Terrasse unter uns eingeladen, und mit jedem Bier wurde es lauter. Schade, so können wir dieses Haus nicht uneingeschränkt empfehlen.   
interessanter Vortrag über das Leben Gerhart Hauptmanns

Gerhart-Hauptmann-Haus in Kloster

Schwalben en masse

Nordwest-Küste

Blick nach Norden

der Leuchtturm in Kloster

Blick bis nach Rügen

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